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8 - 22.6.2017


Um es gleich vorweg zu sagen, dies ist ein Weg für ambitionierte Wanderer. Nicht umsonst wird er vom Eifelverein als schwer eingestuft. Gute Vorbereitung ist ratsam. Als erstes besorgen wir uns einen brauchbaren Wanderführer, die Ausgabe "Wandern auf dem Matthiasweg" von Willi Schwoll aus dem Jahre 2013, ein Glücksgriff. Der gute Mann ist den Weg in nur 11 Etappen gelaufen und beschreibt sehr genau alle Sehenswürdigkeiten, geschichtliche Hintergründe und vor allem den Streckenverlauf. Der ist in dieser "rauen Wildnis" nicht unbedingt optimal ausgeschildert, wie die linke obige Abbildung zeigt. Herr Schwoll weist des Öfteren darauf hin. Da ist schon mal ein Wegweiser verwaschen oder nicht vorhanden. Sei es, weil emsige Forstarbeiter den Baum samt Hinweis umpflügen oder der Eifelverein die ein oder andere Markierung vergisst. Hier muss man den Verein allerdings auch loben. Der Weg ist seit 2013, also seit Willi Schwolls Veröffentlichung, wesentlich besser ausgeschildert. Man hat sich wohl angesprochen gefühlt und nachgebessert.

Der Matthiasweg führt von Aachen nach Trier, ist einer der ältesten Wanderwege Deutschlands und kann auch als "Grenzweg" entlang des ehemaligen Westwalls bezeichnet werden. Oft weiß das Handy nicht, ob es sich in Belgien, Luxemburg oder Deutschland befindet. Der überwiegende Teil liegt in Deutschland, aber die Sendebereiche der Mobilfunkanbieter überschneiden sich hier. Ein GPS fähiges Handy ist übrigens ein Muss. Hat man keinen Mobilfunkempfang, können Sateliten eine Ortung ermöglichen, wenn man sich hoffnungslos verfranst hat, doch dazu später.

Der Westwall ist Teil jüngster Deutscher Geschichte. Man ist mittendrin in Erinnerungen an die Ardennenoffensive, es gibt Mahnmale, Panzersperren und gesprengte Bunker. Einige Kriegsdenkmäler liegen am Weg, die meisten Toten gibt es jedoch drüben in Belgien. Das, was man sieht, reicht, um nachdenklich zu werden. Es ist noch nicht allzu lang her, dass hier gestorben wird, wofür? Ich hätte nicht gedacht, dass mich die jüngste Geschicht nochmals so interessiert. Reichen die Jahre Geschichtsunterricht nicht, die zahlreichen Dokus im Fernsehn? Nein. Hier ist alles anders, greifbar und nahe.

Der Name "Matthiasweg" geht auf die Matthiasbruderschaft zurück. Überwiegend vom Niederrhein wallfahren Anhänger der Bruderschaft alljährlich durch die Eifel nach Trier. Dabei ist der Wanderweg 6, wie er auch bezeichnet wird, nur eine Variante. Viele Wege führen quer durch die Eifel. Unser Weg führt von Aachen nach Trier, von Dom zu Matthiaskirche. Stellenweise ist der Weg auch identisch mit dem Jakobsweg. Im Mai sind angeblich die meisten auf Wanderschaft, kein Wunder, wenn man bis Santiago di Compostela will. Die Eifel entpuppt sich als wahres Wander- und Pilgerland. Wir entscheiden uns für den Juni, die Tage sind am längsten und das Wetter fast sommerlich. Der Wanderrucksack ist gepackt, ein Regenschirm darf nicht fehlen und los geht's.

Erster Tag (8.6.2017), Aachen

Eigentlich gehört dieser Tag nicht zur Wanderung. Die Bahn von Frankfurt über Siegen und Köln bringt uns am Mittag nach Aachen. Wir beschließen, einen Tag hier zu bleiben, um dann am nächsten Morgen früh aufzubrechen. Aachen ist sehenswert und so führt uns der Weg zunächst in den Dom. Das Wetter ist super, auf dem Vorplatz wird die erste "Hanswurst" verspeist. Als Wanderer ist man auf lokale Versorgung angewiesen und schon jetzt zeichnen sich einige kulinarische Genüsse ab. Verhungern werden wir also nicht. Gegen Abend treffen wir auf dem Kornelimünsterweg im Forsthaus Schöntal ein (roter Kreis).

Die ersten beiden Unterkünfte sind im Voraus gebucht und das Forsthaus liegt bereits an der Strecke. Hier empfängt uns ein schöner Biergarten, wo der erste Tag ausklingt. Alles ist noch überschaubar, danach nicht mehr. Wir wissen nicht, wo wir landen.

Die Gasthöfe, Pensionen und Hotels in dieser Gegend berechnen die Übernachtung überwiegend pro Person. Ich rechne nach. Im Durchschnitt verbraucht man pro Tag 60 EURO, vor 10 Jahren sind es noch 50. Verglichen mit anderen Reiseunternehmungen ist dies günstig. Herr Schwoll weist in seinem Reiseführer darauf hin, dass Unterkünfte rar sind oder nicht an der Strecke liegen. Seine Auflistung von Gasthäusern ist hilfreich, die ein oder andere Raststätte existiert allerdings nicht mehr. Improvisation ist angesagt und die Hilfsbereitschaft der Menschen ist immer wieder ein Wunder. Wir müssen nicht im Freien schlafen. Meine Preisangaben beziehen sich auf zwei Personen.

Forsthaus Schöntal, Doppelz. m. Fr. 70,- EURO.

Zweiter Tag (9.6.2017), Aachen-Rott, 18,5 km

Die Entfernungsangabe stammt von Willi Schwoll. Auf unseren ersten zwei Etappenkarten sieht man, dass wir erstens in Aachen schon einige Kilometer gewonnen haben, dann aber nicht in Rott, sondern in Roetgen landen, also vom eigentlichen Weg abkommen und wieder einige Kilometer dazulegen. Summa summarum können die 18 Kilometer also stimmen.

Wir starten zunächst am Forsthaus Schöntal und die ersten Regenwolken brauen sich am Himmel zusammen. Der Regenradar prophezeit den Durchzug eines Regengebiets und erst am späten Nachmittag ist wieder mit Sonne zu rechnen. Kampfbereit nehmen wir die Schirme zur Hand. So ein bischen Wasser schreckt uns nicht ab. Wir laufen durch den Regen bis Kornelimünster, besuchen dort die bekannte Kirche, rasten kurz in einer Bäckerei mit Kaffee und Kuchen und wandern weiter. Solange man über "normale" Wege geht, die mitunter auch noch asphaltiert sind, kann einem der Regen nichts anhaben. Dies ändert sich kurz hinter Kornelimünster. Der Weg führt durch eine beinhoch bewachsene Wiese entlang angrenzender Büsche. Jeder Grashalm, jeder Zweig sorgt für eine seitliche Dusche. Man kommt sich vor wie in einer Autowaschanlage. Es gibt kein Zurück mehr. Du musst da durch, und nach wenigen Minuten watest du mit wassergefüllten Schuhen durch eine riesige Pfütze, die nicht enden will.

Etwa bei Walheim hört der Regen auf. Die letzten 7 Kilometer wandern wir im Trocknen durch einen abwechselungsreichen Wald bis Rott. Dort wird der Weg wegen Waldarbeiten umgeleitet. Wir folgen der Umleitung durch Rott, kurze Pause, dann geht es weiter bis zur Abzweigung nach Roetgen. Der Umweg über Roetgen ist länger als gedacht, führt aber durch eine reizvolle Heidelandschaft. Dann endlich endet unsere erste Etappe. Die letzten Meter legen wir auf einem asphaltierten Radweg zurück, der nah an der vorgebuchten Pension vorbeiführt. Dort ist Zeit, die durchnässten Wanderschuhe trocken zu föhnen.

An dieser Stelle noch eine kleine Bemerkung zu den Schuhen, sie sind schließlich das wichtigste Wanderutensil. Viel wird darüber gefachsimpelt und mitunter gutes Geld ausgegeben. Qualität ist wichtig, vor allem aber die eigene Erfahrung. Geh nur mit Schuhen, mit denen du vorab schon einige Runden durch Berg und Tal drehst oder wie ich, die ein oder andere Joggingstrecke absolvierst. Hohe Wanderschuhe, die über die Knöchel gehen, kommen im Sommer eher nicht in Frage, es ist zu warm dafür. Da hat schon so mancher im "eigenen Saft" gestanden und sich Blasen gelaufen. Also entscheide ich mich für die leichten und knöchelfreien "Allrounder" mit dickem Profil. Die Turnschuhe waren mir dann doch zu dünn unter den Sohlen. Alles in allem die richtige Entscheidung.

Meine Ausrüstung: Rucksack, VAUDE Brenta 30 M, 30 Liter
Schuhe: LOWA, Barrow Lo, alles in schwarz

Pension Britta, Doppelz. o. Fr. 50,- EURO.

Dritter Tag (10.6.2017), Roetgen - Einruhr, 22 km

Wir verlassen die gemütliche Pension Britta mir der freundlichen Wirtin. Nach reiflicher Überlegung beschließen wir, nicht zum Punkt der Abkehr vom Matthiasweg kurz hinter Rott zurückzuwandern. Der Fahrradweg (lila Linie) bringt uns auf eine bessere Idee, einfach auf der Asphaltstrecke weitergehen bis zur Kreuzung mit dem Matthiasweg. Die kleine Abkürzung gönnen wir uns nach der ersten anstrengenden Regenetappe. Wir haben einiges vor uns, der Weg ist nicht nur länger als der gestrige, sondern auch bergiger. Herrn Schwolls Reiseführer zeigt uns ein ansehnliches Höhenprofil.

Wir erreichen relativ schnell die Kreuzung und dann geht's los weiter auf dem Matthiasweg. Es ist Samstag, die Sonne scheint und Sonnencreme kommt zum Einsatz. Erst durch Wald, dann über offenes Gelände, stoßen wir auf das Matthiaskreuz der Bruderschaft.

Nach kurzer Rast geht es weiter und uns wird bewusst, dass wir duch den Hürtgenwald wandern. Hier wird im zweiten Weltkrieg erbittert gekämpft. Die Alliierten erobern Aachen als erste Deutsche Stadt und wollen in die Eifel vordringen. Dort laufen die Vorbereitungen zur Ardennenoffensive. Es kommt zu erbitterten Kämpfen. Das Eifelkreuz bei Simmerath erinnert an die ca. 60.000 Gefallenen. Ernest Hemingway ist als Kriegsberichterstatter dabei. Von jetzt an stolpern wir oft über alte Panzersperren und gesprengte Bunker. Die Erde hier vergisst nichts. Man lässt die Vergangenheit zur Erinnerung liegen als überdimensionales Kriegsmuseum. Die Soldaten sterben, erstarren in wenigen Sekunden im Eis, der Winter ist kalt, sehr kalt. Eigentlich gibt es hier nur zwei frostfreie Monate im Jahr.

Schließlich geht es weiter in die Höhe, durch Wälder, über mäandernde Waldwege bis Einruhr. Der Weg führt dort steil hinab zur Rurtalsperre. Doch vorab verspricht ein steiler Aufstieg eine schöne Aussicht über das Rurtal. Wir also los, schwitzen den Abhang hoch mit unserem Gepäck und oben nichts als Baumwuchs, kein schöner Ausblick, alles zugewachsen. Das passiert uns nicht nochmal!

Der Abstieg nach Einruhr zieht sich länger hin als gedacht. Vorab reservieren wir über Handy ein Zimmer im Hotel Seemöve, etwas voreilig. Im Ort, der knapp 600 Einwohner zählt, tobt das Leben. Überwiegend sind es Holländer und Belgier, die hier das finden, was sie daheim vermissen, Berge und Wald. Dazu mischen sich noch Ausflugsbusse mit Senioren und Vereinsgesellschaften, sodass man sich wie in einer Kleinstadt mit mindestens 10.000 Einwohner fühlt. Hotels und Pensionen gibt es hier reichlich.

Hotel Seemöve, Doppelz. m. Fr. 98,- EURO.

Vierter Tag (11.6.2017), Einruhr - Hellenthal, 20 km

Es ist Sonntag und das Wetter dreht voll auf. Erste Höchsttemperaturen werden erwartet und der freundliche Portier des Hotels Seemöve versorgt uns mit einer zusätzlichen Mineralwasserflasche. Erst will ich ablehnen wegen des Zusatzgewichts, doch dann willige ich ein und verstaue die zweite Wasserflasche in meinem Wanderrucksack, der knapp über 8 kg wiegt. Eine gute Entscheidung. Heute bin ich dem Portier dankbar. Wahrscheinlich hat dieses zusätzliche Liter die dritte Etappe gerettet. Der Flüssigkeitsverlust auf einer solchen Wanderung ist enorm. Ich gehe zu leichtsinnig mit der Wasserversorgung um, das rächt sich.

Zunächst geht es wieder bergauf in bewaldetes Gebiet. Bald erreichen wir den "Schöpfungspfad". Diese sakrale Installation besteht aus vielen Klapptafeln mit besinnlichen Sprüchen. Alles ist an einem Berghang in gehörigem Abstand angeordnet. Man krakselt den Berg mühevoll hinauf und liest zwischendurch den ein oder anderen Denkanstoß. Eigentlich eine schöne Darbietung. Ich schließe mich allerdings Herrn Schwolls Bemerkung an, dass Naturimpressionen stärker mental wirken als kluge Sprüche, ohne diese abwerten zu wollen.

Der Weg ist steil und schattig. Das ändert sich. Wir gelangen auf eine Hochebene, eine wunderschöne Heidelandschaft, die noch bis vor 10 Jahren als Sprengplatz dient. Warnschilder weisen darauf hin, Wege nicht zu verlassen. Es geht also durch knallige Sonne, entlang blühender Ginsterbüsche bis in einen schattigen Wald, wo wir Rast einlegen und letzte Wasservorräte leeren. Es sind noch einige Kilometer bis Hellental. Zum Glück sind diese nicht schwierig und führen über ebene Wirtschaftswege, zwischendurch immer durstige Seitenblicke. Wo ist ein Haus mit hilfsbereiten Bewohnern, die gern mit Trinkwasser aushelfen?

Langsam "rollen" wir in Hellental ein, immer leicht bergab, begleitet von einem kleinen Bachlauf. Die Stadt, immerhin über 8.000 Einwohner, scheint wie ausgestorben. Wir sind froh, alsbald einer Frau zu begegnen, die ein Hotel und eine Privatpension zur Übernachtung vorschläg. Die Suche ist etwas mühselig, aber wie so oft in solcher Situation, irgendwer hilft immer. Und so landen wir nach einigem Hin und Her in der Seniorenresidenz Carpe Diem, die auch Ferienappartements vermietet.

Carpe Diem, Ferienwohnung. m. Fr. 70,- EURO.

Fünfter Tag (12.6.2017), Hellenthal - Hallschlag/Kronenburg , 20 km

Wir verlassen die freundliche Seniorenresidenz und machen uns auf den Weg nach Hallschlag. Nach unserer dritten Etappe, die dritte ist immer die schwierigste meiner Erfahrung nach, verspricht dieser Tag leichtes Wandern. Die Temperaturen sind gefallen auf angenehme 20 Grad und es weht frischer Wind über die Höhen. Zunächst führt der Weg wieder aus dem Tal nach oben, vorbei an einem Campingplatz und der Jugendherberge. Es geht stetig bergauf bis auf die Höhe bei Udenbreth, ein Ort, der nicht wie die meisten hier im Tal, sondern in luftiger Höhe liegt. Kaum ein Baum verstellt die Sicht. Udenbreth hat knapp 400 Einwohner, keine Einkaufs- oder Einkehrmöglichkeit, überwiegend großzügig angelegte Einfamilienhäuser im respektvollen Abstand voneinander. Auf dieser windigen Höhe ist genug Platz für alle.

Unsere Suche nach einer windgeschützten Rast ist vergeblich. An einer öffentlichen Bank vor einem Wohnhaus lassen wir uns vermummt in unseren Windjacken nieder. Hinter uns hören wir plötzlich eine Stimme: "Setzen Sie sich doch auf die Bank an der Mauer!" Eine freudliche Bewohnerin bietet uns ein windgeschütztes Plätzchen auf ihrem Hof. Das Angebot nehmen wir dankbar an, eine freundliche Geste, nicht die letzte des heutigen Tages.

Die Etappe könnte man als "über den Berg" bezeichnen. Nach der Höhe fällt der Weg abwärts ins Kyltal und wird sich bis Hallschlag nicht nennenswert wieder erheben. In Hallschlag empfängt uns hektisches Treiben, obwohl der Ort keine 500 Einwohner hat. Der Tourismus macht's möglich. Wir befolgen Willi Schwolls Rat, uns bezüglich einer Unterkunft am benachbarten Kronenburg zu halten. Allerdngs haben wir kein Lust, 5 Kilometer am See entlang dorthin zu wandern, eine sicherlich reizvolle Strecke. Wir wollen unsere Kräfte schonen und fragen spontan eine Frau vor einer Garage, ob man mit Bus oder Taxi nach Kronenburg komme. Doch die öffentliche Mobilität in dieser Gegend ist kaum nennenswert. Entweder hat mein ein Auto oder bleibt wo man ist. Die Frau erbarmt sich unser. Sie fährt selbst unmittelbar nach Kronenburg und nimmt uns in ihrem PKW mit. In Kronenburg fährt sie uns sogar bis auf die Burg, wo vermutlich die meisten Hotels liegen.

Wir haben Glück und finden schnell eine Unterkunft in der Pension Hermanns. Das Haus lehnt direkt an die Burgmauer und hat schon einige Jahre hinter sich, ein altes Fachwerkhaus mit verwinkelten Zimmern und einem geräumigen Gemeinschaftsraum. Von den drei dort ausliegenden Gästebüchern beginnt das älteste im Jahr 1984. Darin finden sich unter anderem viele Beiträge von Jakobspilgern. Einer hat sogar ein Buch geschrieben, dass zusammen mit den Gästebüchern ausliegt. Ein älterer Herr aus Düsseldorf beschreibt seine Erfahrungen und wir staunen, dass so manche seiner Strecken fast 40 km lang sind. Dagegen sind wir mit unseren durchschnittlich 20 km recht bescheiden.

Willi Schwoll bewältigt die Strecke in 11 Etappen, der Eifelverein schlägt 10 vor. Davon ist eine 40, eine andere 30 km lang. Wir entscheiden uns für 12 Etappen von je ungefähr 20 km Länge. Wir planen auch den ein oder anderen Ruhetag. Man hat einfach mehr Zeit, sich etwas anzusehen, mal einen Tag zu rasten und außerdem kann immer mal eine Unpässlichkeit oder ein Regen dazwischenkommen.

Pension Hermanns, DZ. m. Fr. u. Trinkgeld 70,- EURO.

Sechster Tag (13.6.2017), Hallschlag/Kronenburg - Bleialf , 24 km

Wir verlassen Kronenburg und beschließen, dem Jakobsweg zu folgen, der uns zirca 4 km hinter Hallschlag zum Matthiasweg bring. Zunächst geht es am See entlang, dann über eine Höhe zur Wegkreuzung. Das Wetter ist bestens und der Weg gut beschildert, was kann uns da noch passieren? Aber warten wir's ab.

Der Weg durch die "Schneifel", oder auch "Schnee Eifel", ist eine kleine Erinnerung für mich. Vor etwa 30 Jahren besuche ich dort Bekannte in einem Ferienhaus. Laufe ich damals auch über diese Wege, begrenzt von moosigem Gras und wildem Ginster, vorbei an undurchdringlichen Büschen, die so manche Bunkerruine verbergen? Abends wird es hier kalt. Damals schlafe ich erst im Zelt und rette mich um Mitternacht vor den Minustemperaturen ins Ferienhaus der Freunde. Kann es sein, dass es generell wärmer geworden ist, hier oben, in einer der kältesten Regionen Deutschlands?

Auf dieser Etappe, die ähnlich der vorigen "über den Berg" geht, erreichen wir den höchsten Punkt der Wanderung bei knapp 700 m. Die langgezogene Steigung ermüdet weniger als ständiges Auf und Ab. So erreichen wir gemächlich die Restauration Forsthaus Schneifel, welche natürlich grade heute geschlossen ist, wie sollte es auch anders sein. Allerdings finden wir einen Wasserschlauch, der Trinkwasser spendet, und so ist die wichtigste Versorgung gesichert. Den Gipfel erreichen wir kurz danach beim "Schwarzen Mann". Alles geht recht unspektakulär vor sich. Wären da keine aussagekräftigen Infotafeln, wüsste man nichts vom höchsten Punkt.

Und hier beginnt der erste "Verlaufer". Bisher sind wir davon verschont geblieben dank Herrn Schwolls penibler Wegbeschreibung und umfangreicher Beschilderung des Eifelvereins. Liegt es daran, dass wir jetzt in Rheinland-Pfalz sind? Vielleicht. Es ist müßig, darübe zu spekulieren. Fakt ist, dass wir ab dem "Schwarzen Mann" einer Matthiasbeschilderung folgen, die uns immer tiefer bergab in den Wald führt. Ein anderer Wegweiser will uns an der Straße entlang leiten. Vielleicht wäre das besser gewesen. Letztlich stehen wir irgendwo im "Nirgendwo", kein Schild mehr und kein Wegweiser zum Zielort Bleialf. Das GPS verrät unsere verrutschte Position. Wir sind vom Weg abgekommen, können uns aber dank Satelitennavigation wieder "auf Kurs" bringen. Über unbeschilderte, asphaltierte Wirtschaftswege steuern wir auf unser Ziel. Zwischendurch wird ein Landmann auf einem Trecker befragt und im nächsten Dorf hilft man uns freundlich weiter Richtung Bleialf. Wir können es erst nicht fassen, aber wir haben es geschafft.

Bleialf hat über 1000 Einwohner und macht auf uns den Eindruck einer Großstadt. Es gibt einen Marktplatz, Geschäfte und der dortige Sportverein bereitet ein Fest auf dem Fußballplatz. Das Hotel Zwicker ist voll belegt. "Alles Monteure", erklärt der freundliche Wirt, der uns schließlich zur nahegelegenen Pension Damen weiterleitet. Der Winträderbau sorgt kurzfristig für überfüllte Unterkünfte. Wie damals bei der Errichtung des Westwalls, denke ich. Hier in Bleialf ergänzen wir unseren Wanderproviant in einem Supermarkt, Saft, Erdnüsse, Studentenfutter und Salzgebäck.

Pension Damen, DZ. m. Fr. 64,- EURO.

Siebter Tag (14.6.2017), Bleialf - Irrhausen , 25 km

Nach reichlichem Frühstück in der Pension, die gleichzeitig Bäckerei ist, brechen wir morgens gut gelaunt auf in einen sonnigen Tag. Wir teilen beide kommenden Etappen in moderate drei. Unser Ziel für heute ist Irrhausen, das dortige Hotel Im Pfenn ist von unserem Kommen per Handy informiert. Eigentlich kann nicht's schiefgehen, aber wie heißt es so schön, "man soll den Tag nicht vor dem Abend loben."

Kaum haben wird Bleialf verlassen, führt uns der Weg flach an der Alf weiter. Aber war da nicht gerade ein Abzweigungsschild den Berg hinauf? Dieses Flachwandern ist doch wirklich eine Beleidigung. Wo bleibt die Herausforderung? Wir sind doch keine Weicheier!

Kurz und gut, irgend ein irrationaler Impuls verleitet uns, dieser misteriösen Abzweigung zu folgen, den Berg hinauf zu steigen entlang eines Waldes, was auch Herr Schwoll so beschreibt, nur, hier geht's eigentlich permanent an irgend einem Wald entlang. Das war der erste Streich. Als schließlich keine Matthiasschilder mehr kommen und die Navigation unseren Irrtum aufdeckt, beschließen wir, im großen Bogen um den Wald herumzugehen, um, dem kommenden Bachlauf bergab folgend, wieder auf die richtige Route zu gelangen. Dies ist dann der zweite Streich.

Man sollte besser auf gleichem Weg zurück oder einen direkten Pfad zur richtigen Route wählen, was wir leider nicht tun. Ein Irrtum wird nicht besser, indem man einen zweiten draufsetzt. Die Geographie ist hier so durch Bachläufe und verwachsene Bergkämme strukturiert, das durchlässiges Wandern in beliebige Richtungen unmöglich ist. Man muss vorgegebenen Wegen folgen, alles andere ist zwecklos.

Um das Drama abzukürzen, wir verbringen den Vormittag damit, Bleialfs umliegende Wanderwege zu erkunden und kommen keinen Kilometer voran. Hier würden, in Erinnerung an den Schöpfungspfad, einige Sprüche passen wie, "Übermut tut selten gut", "der Irrtum ist der Weg zur Erkenntnis" oder, "besser rasten als ziellos hasten."

Irgendwann gegen Mittag gelangen wir zum Matthiasweg zurück, der über einen Radweg unter einer Autobahnbrücke hindurch führt und schließlich bergauf in das kleine Dorf Habstein. Dort rasten wir auf dem Friedhof, konsterniert über unseren Leichtsinn. Wir müssen uns neu sortieren. Wie geht es weiter? Der Zeit- und Kraftverlust ist zu groß, um heute noch Irrhausen zu erreichen. Sollen wir den Etappenplan ändern und soweit gehen wie möglich, um dann irgendwo für heute unterzukommen?

Im Gespräch mit einer Frau auf dem Friedhof, die von einem Schulbus und einem Taxiunternehmer im benachbarten Hollmich berichtet, beschließen wir, unseren Plan durchzuziehen. Wir wollen heute noch nach Irrhausen, koste es, was es wolle. Der Schulbus hätte uns ein Stück unserem Ziel näher gebracht, nur, er kommt nicht. Wir also weiter die Straße entlang bergab und wie erwartet treffen wir beim Ortseingang Hollmich auf den Taxiunternehmer, der uns freundlicherweise auch gleich nach Eschfeld bringt. Wir haben Glück im Unglück. Von dort ist es nicht mehr weit bis Irrhausen.

In Eschfeld haben wir genügend Zeit für die Besichtigung der Kirche, die einst ein künstlerisch veranlagter Pfarrer mit biblischen Motiven ausmalt, bis er vom Gerüst fällt. Wir halten ausgiebig Rast und versorgen uns bei einem anliegenden Wohnhaus, wo eine Frau mit ihren Kindern im Garten tollt, ausreichend mit Trinkwasser für die letzten Kilometer des Tages. Nun sind wir übervorsichtig, nur nicht verlaufen, lieber nochmal zurück und hilfsbereite Bewohner fragen. Doch selbst hier gelingt es uns, vom Matthiasweg abzukommen, der direkt an der Kirche weiterführt. Wir folgen stattdessen einem parallel verlaufenden Wirtschaftsweg ins Tal hinunter in einen Wald, durch den, wie Herr Schwoll beschreibt, ein Bach Richtung Irrhausen fließt. Heute ist irgendwie der Wurm drin, aber wir schaffen es, die Pension Im Pfenn gegen Abend pünktlich zu erreichen. Die 25 Kilometer heute sind durchaus realistisch. Es felhlen die mit Taxi überbrückten, unser "Erkundungslauf" um Bleialf muss aber wieder dazugerechnet werden.

Achter Tag (15.6.2017), Irrhausen

Heute ist Frohnleichnahm, das Wetter ist schön, fast schon zu warm und die Gastlichkeit Im Pfenn gefällt uns. Wir beschließen einen Rasttag und erkunden gemütlich Irrhausen mit seinen 220 Einwohnern. Viel hat man dabei nicht zu tun. Es gibt keinen Frohnleichnahmszug, aber eine schöne Kirche und einen angrenzender Freizeitpark, das "Tal der Schmetterlinge". Die Hauptstraße durch Irrhausen ist gesperrt und wird großräumig umgeleitet. So erleben wir zwei der ruhigsten Übernachtungen unserer Wanderschaft, ohne jeglichen Auto- oder Motorradlärm.

Pension Im Pfenn, 2 Tage DZ. m. Fr. 136,- EURO.

Neunter Tag (16.6.2017), Irrhausen - Obereisenbach, 15 km

Über Nacht gibt es Gewitter und es ist abgekühlt, beste Voraussetzung, die Wanderung fortzusetzen. Zunächst geht es rauf nach Daleiden mit dem beeindruckenden Ehrenfriedhof. Von Daleiden geht es wieder bergab nach Dasburg an der Grenze zu Luxemburg.

Im Hotel Jules, das direkt an der Durchgangsstraße liegt, kocht uns die freundliche Wirtin den besten Filterkaffee unserer Wanderung. Im Gespräch mit ihr erfahren wir viel über die Wanderer und Pilger, die hier vorbeiziehen. Man merkt deutlich die Nähe zu Luxemburg, französisch sprechende Byker lassen sich am Nebentisch nieder. Irgendwie ist man nicht mehr ganz in Deutschland.

Der Weg führt nun überwiegend durch das Tal der Our. Es ist gespickt mit Bunkerruinen und Infotafeln. Nennenswerte Steigung gibt es nun nicht mehr und gemütlich wandern wir ins Deutsche Örtchen Obereisenbach. Untereisenbach liegt auf Luxemburgischer Seite unten im Tal. Dort soll es ein Hotel geben, wir fragen schon hier nach einer Unterkunft und stoßen unmittelbar auf die am Weg liegend Privatunterkunft Theis direkt neben einem stillgelegten Hotel, was für ein Glück! Die Wirtin ist sehr freundlich und versorgt uns mit Kaffe, Kuchen und einem üppigen Abendessen. Vom großzügigen Wintergarten aus blicken wir beim Schlemmen ins Tal hinab. Gut, dass wir da nicht runter müssen und morgen wieder rauf.

Privatpension Theis, DZ. all inclusiv 80,- EURO.

ZehnterTag (17.6.2017), Obereisenbach - Körperich, 22 km

Am Morgen werden wir von einer lauten Motorradkaravane geweckt, die sich Richtung Trier durchs Ourtal schlängelt. "Das ist am Wochenende immer so", berichtet die freundliche Frau Theis. Das Ourtal ist sonst beschaulich und ruhig. Wir starten unsere 8te Etappe begleitet vom Motorengeräusch und erreichen kurz darauf das Dorf Gemünd, welches ganze 12 Einwohner zählt, die unmöglich soviel Schrott produzieren können, wie wir am Wegrand vorfinden. Dabei handelt es sich vornehmlich um Autoschrott.

Nach einem kurzen Blick in die Kirche geht es weiter und jetzt wird's spannend. Irgendwo soll jetzt nach Herrn Schwoll der Matthiasweg in den Berg hinaufgehen und dieser Abzweig ist nicht ausgeschildert. Das stimmt, hier hat sich nichts geändert. Dort, wo es in den Berg hineingehen soll, befindet sich eine kleine Ferienhaussiedlung, wo uns freundliche Urlauber beim Frühstück mit einer Detailkarte der Region weiterhelfen. Wir überblicken die Lage und entdecken schnell einen etwas höhergelegenen Pfad, den Matthiasweg. Um sicher zu gehen, wird noch ein Photo der Detailkarte mit dem Handy gemacht. Auf den kommenden Kilometern gibt es also kein Vertuen.

So geht es erstmal eine Weile bergauf aus dem Ourtal heraus. Oben angekommen bemerken wir, dass unser Weg nicht ganz korrekt, die Abweichung aber unerheblich ist. Wir landen im nahen Nachbardorf von Bauler, rasten dort in einem kleinen Vorgarten und machen uns dann weiter auf den Weg. In Bauler werden die Wasserflaschen bei einem freundlichen Hausbewohner aufgefüllt und weiter geht's in ein langgezogenes Tal abwärts Richtung Körperich, dem Etappenziel.

Dort angekommen, treffen wir zunächst auf einen Campingplatz. Campingplätze sind hier in der Gegend öfter anzutreffen. Schon das Ourtal ist voll davon. In der Eifel wird gewandert und gecampt. Körperich hat über 1100 Einwohner, die zusammen mit den Touristen eine ansehnliche Bevölkerung bilden. Wir merken das im Hotel Hubertus Hof, wo wir als erstes nachfragen. Alle Zimmer sind angeblich belegt und selbst in anderen Unterkünften soll es nicht besser aussehen. Doch der Wirt findet nach kurzer Diskussion mit dem Personal noch ein freies Zimmer in seiner gediegenen Restauration. Die Küche ist dort vorzüglich.

Hotel Hubertus Hof, Dz. m. Fr. 80,- EURO.

Elfter Tag (18.6.2017), Körperich - Bollendorf, 14 km

Die beiden kommenden Etappen sind die kürzesten, gut so. Die Temperaturen steigen wieder und selbst in Höhenlagen ist keine Kühle zu erwarten. Warmer Wind durchweht die Bergkuppen der Eifel, wo man sich sonst warm anziehen muss. Der Weg führt mit einigem Auf und Ab zwischen 300 und 400 Höhenmetern durch schattige Waldlandschaft, um dann steil nach Bollendorf ins Sauertal abzufallen. Wir passieren Schloss Kewenig, dass sich im Privatbesitz befindet und unzugänglich ist. Weiter geht's durch einen wunderschönen Naturpark und der "Grünen Hölle", in der sich skurile Sandsteinformationen am Wegrand auftürmen.

In der Hitze des Nachmittags steigen wir nach Bollendorf hinab, checken im Hotel Hauer direkt an der Sauer ein und haben noch genügend Zeit, kurz über die Sauerbrücke Luxemburg einen Besuch abzustatten. Das milde, fast schon zu warme Klima läßt die Nähe der Mosel erahnen. Weit kann es jetzt nicht mehr sein. Man könnte einfach der Sauer folgen, viele Wander- un Radwege tun das auch. Der Matthiasweg verfolgt eine andere Philosophie. Er führt uns wieder in die Berge, über zerklüftete Höhen, hinab in abgelegene Täler mit versteckten Bachläufen, dahin, wo sonst niemand läuft, der schnell von A nach B will.

Man muss sich darauf einlassen, sich Zeit nehmen und die Natur auf sich wirken lassen. Spektakuläre Ortschaften gibt es hier nicht. Alles ist eher Provinz, obwohl einiges überrascht. Ich denke da zum Beispiel an die Benediktinerabtei in Kornelimünster, die am Anfang unserer Wanderung liegt. Es regnet und wir suchen einen geschützten Raum in der geöffneten Abteikirche, wo uns der Abt zusammen mit einer Gruppe zum Rundgang einläd und wir so in den Genuss einer interessanten Geschichtsreise kommen. Und das alles "vor der Haustür", denke ich, Kultur en masse.

Hotel Hauer, Dz. m. Fr. 98,- EURO.

Zwölfter Tag (19.6.2017), Bollendorf - Echternachbrück, 13 km

Der Tag verspricht Höchsttemperaturen. Die Etappe ist kurz aber stetes Auf und Ab. Wir verlassen Bollendorf und es geht zunächst wieder bergauf, um dann wieder zurück ins Sauertal abzufallen. Wir wandern, ähnlich wie in der "Grünen Hölle", an skurilen Felsformationen entlang. An der Sauer kommen wir am Dianadenkmal vorbei, alte Spuren der Römer. Unser nächstes Ziel ist Schloss Weilerbach, das, zum gößten Teil im öffentlichen Besitz, gut zugänglich ist und einen großen Schlossgarten hat, wo wir erste Rast einlegen, bevor im Schlossrestaurant noch ein Kännchen Kaffee dazukommt.

Dann geht es wieder aufwärts und nach längerer Wanderung erreichen wir kurz vor Echternach die Liboriuskapelle hoch oben mit bester Aussicht über das Sauertal. Echternach liegt zu unseren Füßen.

Hier wird mir plötzlich schlecht, kalter Schweiß, Übelkeit und leichter Schwindel. Eigentlich ist mir schon geraume Zeit etwas übel, leider ignoriere ich die Vorzeichen und trinke zu wenig. Der Körper dehydriert. Vielleicht spielt auch ein Magen- und Darmvirus eine Rolle, oder die ein oder andere Scheibe Wurst im letzten Hotel ist nicht mehr ganz frisch. Kurz vorm Ziel müssen wir rasten, ich trinke in kleinen Schlucken den Rest aus meiner Wasserflasche und verzehre ein paar Gummibärchen, Mitbringsel vom Hotel Seemöve.

Es reicht für den Abstieg nach Echternachbrück, dort erkundige ich mich nach dem nächsten Getränkemarkt. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einer Pension vorbei, die zum Glück ein kühles, ruhiges Zimmer für uns hat. Ohne groß zu überlegen checken wir ein und ich verschwinde für heute und den ganzen nächsen Tag im Bett, ausruhen, schlafen, ein bischen trinken und essen, viel bekomme ich noch nicht runter.

So endet unsere zehnte Wanderetappe, wir haben gute 200 Kilometer zurückgelegt. Das Wetter wird zunehmend heißer und wir sind gewarnt. Es kommt uns nicht darauf an, Rekorde aufzustellen und so beschließen wir, auch wird die Zeit langsam knapp, die Tour gemütlich ausklingen zu lassen. Wir nehmen den Bus nach Trier.

Hotel Zum Golfstübchen, 2 Tage Dz. m. Fr. 184,- EURO.

Vierzehnter Tag (21.6.2017) mit dem Bus von Echternachbrück nach Trier

Geplant sind noch zwei Wandertage: Echternachbrück - Wintersdorf - Trier, 40 km, die wir auslassen. Vielleicht holen wir die beiden Etappen zukünftig nach.

Die Tour soll zwei Wochen dauern und wir halten diesen Zeitrahmen ein. Vor allem haben wir jetzt keinen Stress in Trier, unser Ziel ist die Matthiaskirche. Wären wir gewandert, hätte die Zeit zur Besichtigung gefehlt oder wäre zumindest knapp.

Wie man sieht, liegt die Matthiaskirche etwas außerhalb vom Stadtkern. Die Busfahrt von Echternachbrück nach Trier dauert nur etwa eine Stunde. Gegen Mittag erreichen wir Trier, besorgen uns am Bahnhof ein Ticket Richtung Frankfurt, schließen unsere Rucksäcke in ein Schließfach und fahren mit dem Bus direkt zur Matthiaskirche.

Es ist sehr heiß und wir beglückwünschen uns zu der Entscheidung, nicht mehr zu wandern. Trier hat überdies viel zu bieten. Natürlich genehmigen wir uns auch ein dickes Eis in der Fußgängerzone.

Wegen der auswärtigen Lage wird die Matthiaskirche nicht so frequentiert wie beispielsweise der Dom. Die Kirche ist auf jeden Fall ein Besuch wert. Sie ist renoviert und veranschaulicht eindrucksvoll das Grab des Apostels Matthias, der einzige Apostel, der von der katholischen Kirche in dieser Form hier in Deutschland verehrt wird. An die Kirche schließt sich noch ein Kloster und ein größerer Garten an. Es ist ratsam, sich für die Besichtigung Zeit zu nehmen.

Wenn man schon in Trier ist, darf ein Blick in den Dom und in die Liebfrauenkirche nicht fehlen. Hier begegnen wir der Touristenflut. Frühzeitig finden wir uns am Bahnhof ein, um am späten Nachmittag die Heimreise nach Frankfurt anzutreten. Wir kommen wieder zu Hause an, ohne Stress und mit besten Erinnerungen.
Matthiasweg
4 - 5.5.2018
Erster Tag (4.5.2018) Echternachbrück - Wintersdorf

Es ist soweit für die letzten beiden Etappen des Matthiaswegs, bei schönstem Wetter. Am Tag zuvor fahren wir mit dem Auto nach Trier, stellen es dort ab und nehmen am späten Nachmittag den Bus nach Echternachbrück. Dort ist noch genügend Zeit für einen Besuch der Willibrordus Basilika in Echternach. Das Städtchen mit ca. 5,5 tausend Einwohnern "leistet" sich hier ein imposantes Bauwerk, zuletzt im zweiten Weltkrieg von den Deutschen komplett zerstört. Die Sauer fließt gemächlich, Spuren von Überflutung im letzten Winter sind zu erkennen. Erste Schwalben und Mauersegler kreisen, Kastanien an der Uferpromenade treiben rote und weiße Blüten. Angesichts dieser Beschaulichkeit freuen wir uns auf die vorletzte und schwierigste Etappe.

Nach reichhaltigem Frühstück im Golfstübchen beginnt die Wanderung mit stetem Aufstieg. Der Weg führt am Osthang des Sauertals im Auf und Ab hoch, um letztlich bei Wintersdorf wieder ans Sauerufer zu fallen. Dabei werden runde 560 Höhenmeter überwunden, wie man der statistischen Auswertung des Eifelvereins entnimmt.

Der Eifelverein leistet übers Jahr ganze Arbeit, vebessert die Beschilderung und überarbeitet seine Homepage. Der Matthiasweg beginnt jetzt in Kornelimünster und ist in 14 Etappen gegliedert. Früher sind es noch zehn. Auffällig die arithmetische Teilung, keine Etappe ist länger als 20 km, mit Ausnahme der letzten. Ich frag mich nur, was ein Wanderer am Etappenende "Schwarzer Mann" macht, sich unters Vordach eines wohl möglich geschlossenen Ausflugslokals legen? Der Eifelverein hat hier eher den Etappenwanderer im Auge, der sich morgens zum Ausgangspunkt bringen und abends wieder abholen lässt. Für den Streckenwanderer sind Wanderführer mit Hinweisen auf Unterkünfte nützlich, wie z.B. die von Willi Schwoll.

Aktuelle Informationen bekommen wir u.a. vom Luxemburgisch-Deutschem Tourismusbüro, das uns eine Unterkunft in Metzdorf vermittelt. Hildes Bauernstübchen in Wintersdorf ist belegt wegen Monteuren, die in Luxemburg arbeiten und aus kostengründen in Deutschland wohnen. In Luxemburg verdient man mehr, erfahren wir in Hildes Bauernstübchen, wo wir uns nach der Tour zu Kaffee und Kuchen niederlassen. Die Luxemburger kaufen indes gerne deutsche Immobilien, weil es billiger ist als im eigenen Lande. Tankstellen gibt es auf deutscher Seite schon lange nicht mehr. Der Sprit in Luxemburg ist billiger. Wir reden noch über dies und das, z.B. die feindselige Haltung der Nachkriegszeit, im Krieg sind zahlreiche Luxemburger Zwangsarbeiter in Deutschland, und lassen uns schließlich mit dem Auto nach Metzdorf bringen, zum Alten Bahnhof. Die 5 km Fußmarsch an der Sauer entlang sparen wir uns für heute.

Hotel Zum Golfstübchen, 1 Übernachtung Dz. m. Fr. 78,- EURO.

Zweiter Tag (5.5.2018) Echternachbrück - Wintersdorf

Auch dieser Tag verspricht viel Sonne und angenehme Wandertemperaturen. Oberhalb von Metzdorf führt ein Wanderweg Richtung Wintersdorf in einen Wald, wo wir wieder auf den Matthisweg treffen. Nach wenigen Kilometern verlieren wir die Beschilderung, finden aber dank Navi den Weg kurz vor Udelfangen wieder. Hier ist man bemüht, den Wanderer ins Dorf zu locken durch eine verwirrende und übereifrige Beschilderung. Wir lassen uns nicht irritieren und folgen strickt dem Matthisweg am Dorf vorbei direkt nach Trierweiler. Danach geht es noch etwas höher. Nach der Unterquerung der Autobahn führt der Weg zunächst an der Autobahn entlang, eine veränderte Wegführung, und danach durch einen schattigen Wald, den wir in einem langen Bogen bis zum Kaffee Mohrenkopf durchwandern und endlich das Moseltal von oben bewundern können.

Nachdem wir uns dort gestärkt haben, geht's stetig bergab. Wir werfen noch einen Blick von der Mariensäule und tauchen immer mehr in das geschäftige Trier. Ruhe und Abgeschiedenheit sind nun endgültig vorbei. Das Marxjubiläum wird gefeiert. Für uns endet die Wanderung an der Kaiser-Wilhelm-Brücke. Bleibt noch zu erwähnen, dass der Eifelverein den Matthiasweg jetzt bis zur Matthias Basilika weiterleitet und nicht, wie einst, an der Brücke enden lässt.

Alter Bahnhof, 1 Übernachtung Dz. m. Fr. 76,- EURO.